Großeinsätze
So funktioniert das Zusammenspiel im Roten Kreuz
Wenn die Pager der Rotkreuz-Teams Alarm schlagen und der Einsatzcode „Großeinsatz“ aufscheint, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Zunächst weiß niemand genau, was passiert ist – fest steht nur, dass viele Menschen Hilfe brauchen könnten. In solchen Momenten treffen Rotes Kreuz, Feuerwehr und Polizei, manchmal auch weitere Organisationen, beinahe zeitgleich am Schadensort ein. Damit trotzdem alles reibungslos abläuft, setzt das Österreichische Rote Kreuz auf ein bewährtes Management-System, das Struktur in das scheinbare Chaos bringt.
Ab wann spricht man von einem Großeinsatz?
Sobald ein Ereignis mehr als fünf Personen unmittelbar oder mittelbar betrifft, kann die Kategorie „Großeinsatz“ ausgelöst werden. Darunter fallen schwere Unfälle, Brände oder Naturkatastrophen ebenso wie groß angelegte Evakuierungen oder Betreuungen nach psychisch schwierigen Situationen. Auch Sonderlagen – etwa Suchaktionen in unwegsamem Gelände oder Unterstützungsaufträge für Partnerorganisationen – werden nach demselben Muster abgewickelt.
Das erste Team vor Ort
Unmittelbar nach der Alarmierung rückt ein Team aus. Dieses verschaffet sich vor Ort einen Überblick und setzt erste sanitätsdienstliche Maßnahmen. Währenddessen werden im Hintergrund weitere Teams alarmiert und eventuell in einem Bereitstellungsraum zusammengezogen. Auf diese Weise bleibt die Anfahrt frei, und nur so viele Ressourcen wie nötig werden zeitgleich eingesetzt.
Struktur schafft Sicherheit
In der Behandlungsstelle werden Patientinnen und Patienten nach Dringlichkeit triagiert, stabilisiert und anschließend in die entsprechenden Krankenhäuser verteilt. Speziell geschulte Führungskräfte übernehmen klar abgegrenzte Aufgabenbereiche – von der Gesamteinsatzleitung über die Transportorganisation bis hin zur psychosozialen Betreuung unverletzter Betroffener. Eine einheitliche Terminologie sorgt dafür, dass jede Anweisung eindeutig verstanden wird, ganz gleich ob sie an eine Sanitäterin, einen Notarzt oder einen Mitarbeiter:in der Krisenintervention gerichtet ist. Parallel dazu läuft der reguläre Rettungsdienst weiter, damit auch alle übrigen Notfälle im Versorgungsgebiet abgedeckt bleiben.
Lernen für den Ernstfall
Komplexe Schadenslagen lassen sich nur dann souverän beherrschen, wenn alle Handgriffe sitzen. Deshalb investiert das Rote Kreuz kontinuierlich in Aus- und Fortbildung. Neue Alarmierungs- und Ausrückordnungen werden flächendeckend geschult, und bei groß angelegten Übungen trainieren Ehren- und Hauptamtliche gemeinsam realistische Szenarien. Erfahrungen aus diesen Trainings sowie aus echten Einsätzen fließen laufend in die Weiterentwicklung der Konzepte ein – so bleibt die Organisation flexibel und gleichzeitig bestens vorbereitet auf alles, was kommt.
Mit diesem strukturierten Vorgehen gelingt es dem Roten Kreuz, auch unter hohem Druck den Überblick zu wahren, Ressourcen effizient einzusetzen und jedem Menschen die Hilfe zukommen zu lassen, die er oder sie im entscheidenden Moment braucht.

