Wintereinbruch verschärft humanitäre Krise in Gaza dramatisch
Kälte, Überschwemmungen und fehlende Hilfe verschärfen das Leid der Menschen im Gazastreifen.
Heftige Regenfälle und starke Winde haben in der seit Monaten schwer getroffenen Region Gaza zu massiven Überschwemmungen geführt. Die winterlichen Unwetter treffen auf eine Bevölkerung, die bereits durch Krieg, Vertreibung und zerstörte Infrastruktur in einer extrem prekären Lage ist. Vor allem Kinder, ältere Menschen und vulnerable Gruppen sind von den Folgen betroffen. Die humanitäre Katastrophe droht sich mit dem beginnenden Winter weiter zuzuspitzen.
Zerstörung, Kälte, Krankheit – eine Bevölkerung im Ausnahmezustand
Die jüngsten Wetterereignisse im Gazastreifen sind ein alarmierender Vorgeschmack auf die kommenden Monate. Inmitten von Trümmern und improvisierten Notunterkünften wurden durch die starken Regenfälle und Sturmböen erneut zahlreiche Behausungen zerstört. Nach Angaben des Zivilschutzes kamen dabei mindestens elf Menschen ums Leben, darunter auch Kinder. Dutzende weitere wurden verletzt. Ganze Familien mussten aus einsturzgefährdeten Zelten und beschädigten Gebäuden gerettet werden.
Besonders betroffen sind über 795.000 Binnenvertriebene, die sich derzeit in rund 219 provisorischen Lagern aufhalten. Viele dieser Standorte liegen in tief gelegenen Gebieten ohne funktionierende Entwässerung, was Überschwemmungen zur ständigen Bedrohung macht. Tausende Zelte wurden durch Wassermassen beschädigt oder fortgerissen, Schlafmaterialien wie Decken, Matratzen und Kleidung sind unbrauchbar geworden.
Vulnerable Gruppen unter doppeltem Druck
Die extreme Kälte trifft besonders die Schwächsten: Kinder, ältere Menschen, Schwangere und Personen mit Behinderung sind den widrigen Bedingungen meist schutzlos ausgeliefert. Fälle von Unterkühlung, Atemwegserkrankungen und Hautinfektionen nehmen zu. Der Mangel an sauberem Wasser und die Überschwemmung mit kontaminiertem Abwasser – insbesondere in der Umgebung des überlaufenden Sheikh-Radwan-Beckens – erhöhen zusätzlich das Risiko von Durchfallerkrankungen und anderen Infektionen.
Die ohnehin fragile Umwelt- und Hygienesituation verschlechtert sich weiter, da Abwassernetze durch Luftangriffe zerstört wurden. Die Situation entwickelt sich zusehends zu einer Gesundheitskrise.
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Humanitäre Hilfe unter massivem Druck
Wagen von Rotem Halbmond steckt im Schlamm fest
Trotz der Bemühungen internationaler und lokaler Organisationen, darunter der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS), reichen die verfügbaren Hilfsgüter bei weitem nicht aus. Zwar wurden seit Inkrafttreten des Waffenstillstands über eine Million Hilfsartikel verteilt, doch viele davon sind für nasse und kalte Bedingungen ungeeignet.
Laut Schätzungen benötigen rund 1,5 Millionen Menschen dringend wintertaugliche Notunterkünfte und Hilfsgüter. Der Zugang bleibt jedoch stark eingeschränkt: Nur rund ein Fünftel der laut Vereinbarung erlaubten LKWs mit humanitären Hilfsgütern erreichen täglich den Gazastreifen. Zudem bleibt der Import von für die Infrastruktur essenziellen Materialien wie Wasserpumpen, Sand- und Holzsäcken sowie Geräten zur Trümmerbeseitigung untersagt. Tausende Hilfspakete lagern blockiert in Depots.
Wie hilft das Rote Kreuz, der Rote Halbmond?
Der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS) steht weiterhin unermüdlich im Einsatz – trotz widrigster Bedingungen, unsicherer Arbeitsumgebungen und großer logistischer Herausforderungen. Teams vor Ort leisten Evakuierungen, leisten Erste Hilfe, verteilen lebensnotwendige Güter und arbeiten daran, die am stärksten betroffenen Menschen in Sicherheit zu bringen.
Die Organisation setzt sich zudem auf internationaler Ebene dafür ein, den Zugang für humanitäre Hilfe zu verbessern und die Einfuhr notwendiger Materialien zu ermöglichen. Besonders wichtig ist dabei der Schutz vulnerabler Gruppen und die Sicherstellung medizinischer Hilfe. Die Katastrophe in Gaza ist nicht allein eine Frage des Wetters – sie ist Ausdruck einer humanitären Krise, die nur durch gesicherten Zugang, Solidarität und gezielte Hilfe gelindert werden kann.