Im Oktober hatten unsere Kolleginnen der ÖRK-Delegation in Beirut die Gelegenheit, ein vor vier Jahren abgeschlossenes Projekt im Umland von Damaskus zu besuchen. Das Projekt, finanziert dank eines größeren Beitrags vom Land Salzburg, lief von 2019 bis 2021 und unterstützte mit einem Gesamtbudget von 650.000 EUR über 30.000 Menschen in Al-Fijeh / Ayn al-Khadra.
Während des anhaltenden Konflikts war die Infrastruktur dort weitgehend zerstört worden. Viele Bewohner:innen mussten Al Fijeh verlassen – zu Projektbeginn war der Ort praktisch unbewohnt. Das Projekt half daher vor allem den Nachbargemeinden, in die die Geflüchteten ausgewichen waren.
Heute sind einige zurückgekehrt, jedoch hängt die Rückkehr auch stark von der lokalen Wasserversorgung ab. Unsere Kolleg:innen konnten vor Ort bereits einige Hausrenovierungen und Neubauten beobachten.
Projektstandort und Bedeutung
Al-Fijeh liegt im Wadi Barada, etwa 25 Kilometer nordwestlich von Damaskus. Das dortige Wasserwerk spielt eine zentrale Rolle für die Hauptstadt: Rund 65 % der Wasserversorgung von Damaskus stammen aus dieser Quelle. Weitere 20 % kommen aus dem Barada-Fluss und 15 % aus Brunnen im Umland (siehe Syrien Karte unten).
Wichtige Projektmaßnahmen
Im Rahmen des Projekts konnten zahlreiche Arbeiten zur Rehabilitierung der Wasserinfrastruktur umgesetzt werden, unter anderem:
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Die Bereitstellung und Installation von vier Tauchpumpen in den Pumpbecken der Stationen Al-Fijeh und Jalia
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Die Rehabilitation der Zulauftunneltore in der „Halle 705“ der Pumpstation Ayn al-Fijeh
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Die Sanierung eines Speicherbeckens (1.000 m³) inkl. Isolierung, Wartung der Pumpen, Malerarbeiten, Installation einer Absperrklappe und eines Wasserstandsmessgeräts
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Die Erneuerung von Rohrleitungen zwischen den Brunnen und dem Grundwasserreservoir von Al-Fijeh
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Die Instandsetzung beschädigter Leitungen des Grundwasserreservoirs
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Die Installation eines Pumpensteuerungssystems samt Schaltanlagen, Kabeln und Zubehö
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Die Sanierung des Pumpstationsgebäudes
Das Projekt hatte dabei nicht nur mit den Auswirkungen des anhaltenden Krieges zu kämpfen, sondern wurde zusätzlich durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie erheblich erschwert. Reisebeschränkungen, Lieferverzögerungen und eingeschränkte Bewegungsfreiheit stellten das Team vor große logistische Herausforderungen. Trotzdem konnten die geplanten Maßnahmen mit viel Engagement und Flexibilität umgesetzt werden.
Beim Besuch konnten die Kolleg:innen vom Österreischichen Roten Kreuz und vom Syrisch-Arabischen Roten Halbmond feststellen, dass die Infrastruktur weiterhin funktionsfähig ist. Nach dem politischen Machtwechsel in Syrien vor einem Jahr wurden viele Verwaltungsposten neu besetzt – das Team lernte die neuen Vorsitzenden der Wasserbehörde kennen, die sich engagiert für den Erhalt der Systeme einsetzen jedoch dafür nur wenige Mitteln zur Verfügung haben.
Allerdings ist die Lage angespannt: Durch die anhaltende Dürre und den extrem trockenen Sommer 2025 ist das Reservoir deutlich früher ausgetrocknet als in den Vorjahren. Hoffnung besteht, dass sich die Situation bald bessert.
Als Notquelle dienen derzeit die Aquiferen, deren Wasserstände jedoch ein Rekordtief erreicht haben. Einige davon sind verschmutzt, da es in der Region kaum funktionierende Abwassersysteme gibt. Wenn zu stark aus den sauberen Aquiferen gepumpt wird, droht eine Vermischung mit verschmutztem Wasser – ein ernstes Risiko für die Trinkwasserversorgung.
Ein erklärtes Ziel der Wasserbehörde ist daher die Rehabilitierung der Abwasseranlagen. Zudem sollen weitere Brunnen auf Wasserqualität getestet werden, um neue sichere Quellen für die Bevölkerung zu erschließen. Auch die Stromversorgung der Pumpen bleibt eine Herausforderung – derzeit funktioniert sie zwar, ist aber nicht immer stabil.
Ausblick
Der Bedarf an Unterstützung bleibt groß: Besonders die Rehabilitierung des Reservoirs in Jalia steht noch aus und benötigt zusätzliche finanzielle Mittel. Die ÖRK-Kolleg:innen bleiben in engem Austausch mit den lokalen Partnern, um die weitere Instandsetzung und Versorgung der Region zu begleiten.