
Rotes Kreuz NÖ: 35 Jahre flächendeckende Notfallversorgung
Gerade bei schweren Unfällen oder lebensbedrohlichen Erkrankungen ist die schnelle und qualitativ hochwertige Versorgung essenziell. Das Rote Kreuz NÖ und der Samariterbund NÖ sind hier seit 35 Jahren in der flächendeckenden Notfallversorgung verlässliche Partner der Bevölkerung, der Gemeinden und des Landes NÖ.
„Das Rote Kreuz ist da, wenn es gebraucht wird – 365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag“, betont Rotkreuz-Präsident Hans Ebner. „Dabei fragen wir nicht nach dem Warum oder Wem, sondern helfen immer, wenn wir gebraucht werden. Als Rotes Kreuz sehen wir uns als kompetenter Partner – für die Bevölkerung, die Gemeinden und das Land Niederösterreich. Eine qualitativ hochwertige Versorgung ist für uns Aufgabe und Ziel unseres Handelns.“ 2024 sind die Notarzteinsatzfahrzeuge knapp 38.000-mal ausgerückt, um Menschen zu versorgen – dabei wurden allein durch Sanitäter:innen des Roten Kreuzes und des Samariterbundes mehr als 270.000 Stunden durch Freiwillige und Hauptberufliche erbracht. Dazu kommen rund 140.000 Stunden durch Notärzt:innen an jenen 15 Stützpunkten, für die das Rote Kreuz und der Samariterbund zuständig sind.
Ein System entsteht
Das Notarztsystem selbst hat sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv entwickelt. Gab es in den 70er Jahren erste Versuche der Gemeindekrankenhäuser – angelehnt an die Vorreiter in Deutschland, aber auch in Oberösterreich – mittels „Klinik-Mobil“ Ärzte zum Notfallort zu bringen, folgten in den 80er Jahren bereits die ersten Stützpunkte. Beispielsweise sorgten die Rotkreuz-Bezirksstellen in Amstetten, Wr. Neustadt und Krems in Zusammenarbeit mit Ärzt:innen der damals regionalen Gemeindekrankenhäuser in Eigenregie dafür, dass eine notärztliche Versorgung regelmäßig zur Verfügung stand.
„Am 1. Mai 1990 wurde das flächendecke Notarztsystem in einer Kooperation zwischen dem Land NÖ, dem damaligen Krankenanstalten-Zusammenarbeitsfonds, dem Roten Kreuz NÖ und dem Samariterbund NÖ ins Leben gerufen. Gleich am 1. Mai 1990 hatten wir damals somit unsere ersten regulären Notarzteinsätze“, sagt Landesrettungskommandant Wolfgang Frühwirt, Rotes Kreuz NÖ. „Damals nahmen 24 Notarztwägen den Betrieb auf, die Ärzt:innen wurden durch die Krankenhäuser gestellt, die Sanitäter:innen durch uns als Rettungsorganisationen. Die Ausbildung war zu diesem Zeitpunkt noch denkbar einfach – der Arzt bzw. die Ärztin musste das Jus Practicandi abgeschlossen und somit als Arzt zugelassen sein und die Rettungssanitäter:innen brauchten damals nur eine im Vergleich zu heute sehr kurze Ausbildung.“
Gab es anfangs weder eine umfangreiche Ausbildung noch eine strukturierte Alarmierung, wann der Notarztwagen ausrücken sollten, so ist in diesen 35 Jahren seit der Etablierung eines flächendeckenden Notarztsystems vieles passiert.
Notfallmedizin im Wandel – Ausbildung & Systemumstellung
„Das Notarztwesen und damit auch die Notfallmedizin haben sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt: Bessere Medizintechnik, intensivere Ausbildung und klare gesetzliche Rahmenbedingungen hielten in diesen 35 Jahren Einzug“, ergänzt der Ärztliche Leiter Rettungsdienst Berndt Schreiner, Rotes Kreuz NÖ. Einen bedeutenden Schritt stellte das Sanitätergesetz 2002 dar, das Ausbildung und Kompetenzen der Rettungs- und Notfall-sanitäter:innen verbindlich regelte. Die Notfallsanitäter:innen-Ausbildung baut seit diesem Zeitpunkt auf der Rettungssanitäter:innen-Ausbildung auf und umfasst zusätzlich Arzneimittellehre, praktische Einsätze im Rettungsdienst sowie ein Krankenhauspraktikum. In Trainings werden vielfältige Notfallszenarien geübt, um die Handlungssicherheit im Einsatz zu gewährleisten.
Vom NAW zum NEF – Strukturreform im Notarztdienst
In Folge der Ausschreibung wurden das Rote Kreuz und der Samariterbund im Jahr 2017 durch das Land NÖ mit der Einführung und dem Betrieb des Notarztsystems beauftragt. Mit dieser Ausschreibung kam es zu weiteren Veränderungen: Der klassische Notarztwagen (NAW) wurde durch das Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) ersetzt. Das seitdem geltende System sieht vor, dass der Notarzt bzw. die Notärztin gemeinsam mit einem/einer Notfallsanitäter:in im NEF zum Einsatzort fährt. Der Patiententransport erfolgt durch ein gleichzeitig alarmiertes Rettungsfahrzeug. Der Notarzt bzw. die Notärztin entscheidet je nach Lage, ob er/sie den Patienten bzw. die Patientin begleitet oder direkt zum Stützpunkt zurückkehrt. Diese Umstellung erforderte eine technische Aufrüstung der Flotte sowie intensive Schulungen für das Personal. Gleichzeitig wird das Notarztsystem wesentlich flexibler, da die Notärzt:innen gegebenenfalls schneller wieder für weitere Einsätze zur Verfügung stehen.
Weiterentwicklung der Notfallrettung
In den Folgejahren wurde eine neue Generation von Notarzteinsatzfahrzeugen eingeführt. Dieser Fahrzeugtyp bot von nun an mehr Platz für medizinisches Equipment und schaffte die Grundlage für zukünftige Weiterentwicklungen im Rettungswesen. Das NEF-System hat sich in Österreich und international bewährt und ist ein zeitgemäßes Modell der präklinischen Notfallversorgung. Zusätzlich wurde in den vergangenen Jahren durch das Rote Kreuz Niederösterreich eine Ausbildungsoffensive gestartet, um die Notfallsanitäter:innen mit allen rechtlich festgelegten Zusatzkompetenzen auszubilden, um so alle Möglichkeiten einer optimalen Behandlung und Betreuung der Patient:innen auszuschöpfen und das System noch schneller und flexibler zu machen.
Mit dem Rotkreuz-Telenotarzt wurde seit 2020 eine zusätzliche Ressource geschaffen, die das System weiter optimiert. Das System ist seit September 2024 jederzeit – dh 24 Stunden am Tag für Notfallsanitäter:innen verfügbar und kommt mittlerweile nicht nur in Niederösterreich, sondern auch in Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg, Kärnten und Burgenland zum Einsatz. Nun können Sanitäter:innen sich bei nicht kritischen Notfällen einfach und schnell via technischem Equipment bei Bedarf notärztliches Know-how dazuholen. Oder aber der Rotkreuz-Telenotarzt kann auch – in kritischen Fällen – das Versorgungs-Intervall bis zum Eintreffen des Notarztes bzw. der Notärztin verkürzen und so eine noch bessere Patientenversorgung gewährleisten.
Durch Etablierung der RTW-C-Standorte gemäß dem 2021 in Kraft getretenen nö. Rettungsdienstvertag und der seit 2023 geltenden neuen Ausrückeordnung wird das Gesamtsystem weiter verbessert, um die hochkomplexen Ressourcen noch effizienter zum Einsatz zu bringen. Insgesamt werden im Vollausbau bis 2030 86 RTW-C Standorte in NÖ verfügbar sein. Der RTW-C ist dabei von einem/einer Rettungssanitäter:in und einem/einer Notfallsanitäter:in besetzt, um somit zusätzliche Kompetenz zur Versorgung der Patient:innen zu gewährleisten.
Tulln, 24. Juli 2025


Pressestelle
Rotes Kreuz Niederösterreich