ST. VALENTIN, ENNS. „Bereits beim Aufwachen hatte ich leichte Wehen, dass es dann aber so schnell geht, habe ich mir nicht gedacht“, erzählt Gerda Hummer-Dirnberger. Am 29. Oktober gegen 13 Uhr wählte sie den Notruf „144“, da kurz zuvor ihre Fruchtblase geplatzt war und der Wehenabstand nur noch zwei Minuten betrug. Zu diesem Zeitpunkt konnte allerdings kein Rettungswagen aus Enns und Umgebung diesen Einsatz übernehmen. In der Hoffnung, dass aus dem benachbarten St. Valentin ein Rettungswagen aushelfen kann, fragte die Leitstelle Linz bei den Kollegen in Niederösterreich an.
Transport wird zum Wettlauf gegen die Zeit
Mit Erfolg: Um 13.19 Uhr machte sich das Team bestehend aus dem hauptberuflichen Rettungssanitäter Mario Rauch und Zivildiener Nils Nussbaumer auf den Weg. Nur zehn Minuten später trafen die Beiden im Ennser Ortsteil Volkersdorf ein. „Aufgrund des Wehenabstandes war uns allen schnell klar, dass sich der Transport ins Krankenhaus wahrscheinlich nicht mehr ausgehen wird“, so Rauch. Noch war aber der kleine Fabian nicht geboren und so entschieden sich die St. Valentiner Sanis den Transport zumindest in Angriff zu nehmen. Gleichzeitig wurde auch ein Notarztmittel nachgefordert. Da alle umliegenden Notarzteinsatzfahrzeuge im Einsatz standen, alarmierte die Leitstelle jenes aus Linz. Im bewährten „Rendezvous-System“, bei dem sich Rettungs- und Notarztteam einen gemeinsamen Treffpunkt ausmachen, traf man sich am Notarztstützpunkt in Ansfelden.
Fabian kam Papa und Notarzt zuvor
Auf den Notarzt selbst wollte Fabian dann aber nicht mehr warten und erblickte nur kurz vor dessen Eintreffen das Licht der Welt. Papa Christoph, der vorausgefahren war, wartete vergeblich im Krankenhaus auf das Eintreffen des Rettungswagens. „Mir wurde dann im Krankenhaus gesagt, dass mein Sohn bereits geboren ist und er gemeinsam mit seiner Mama auf den Weg ist“, so der stolze Papa. In Begleitung des Notarztes traf das St. Valentiner Rettungsteam um 14.20 Uhr im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz ein und übergab dem Krankenhauspersonal den kerngesunden Jungen.
Rettungsteam besuchte Fabian
48 Stunden später durften Mutter und Sohn gemeinsam das Krankenhaus schon wieder verlassen. Zur großen Freude vom nunmehrigen großen Bruder Leo, der an diesem Tag seinen dritten Geburtstag feierte. Keine zwei Wochen nach dem aufregenden Einsatz stattete die Rettungssanitäter aus St. Valentin dem neuen Erdenbürger und seiner Familie einen Besuch ab. „Solche Einsätze werden nie zur Routine werden, umso erfreulicher ist es aber, wenn diese so reibungslos über die Bühne gehen“, berichtet Mario Rauch, für den es die vierte Geburt in seiner Rettungsdienst-Karriere war. Ganz im Gegenteil zu Nils Nussbaumer, der sich im siebenten Monat seines Zivildienstes befindet: „Mit Sicherheit der aufregendste Einsatz in meiner bisherigen Laufbahn als Rettungssanitäter.“