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Der Besuchsdienst des Roten Kreuzes – Menschlichkeit über Generationen hinweg

Die Gründungsidee des Roten Kreuzes geht auf Henry Dunant zurück, der 1859 nach der blutigen Schlacht von Solferino spontan begann, verletzte Soldaten – unabhängig von ihrer Nationalität – zu versorgen. Aus dieser Erfahrung heraus entstand 1863 das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Der Fokus lag zunächst klar auf der medizinischen Versorgung im Krieg.

Eine Weiterentwicklung der Rotkreuz-Idee

Doch die Idee, allen Menschen in Not zu helfen, entwickelte sich weiter. Die Grundprinzipien – vor allem Menschlichkeit, Unparteilichkeit und Freiwilligkeit – waren nicht nur auf Kriegssituationen beschränkt. Mit dem Wandel der Gesellschaft und ihren Bedürfnissen begannen nationale Rotkreuz-Gesellschaften, darunter auch das Österreichische Rote Kreuz, immer stärker im zivilgesellschaftlichen Bereich aktiv zu werden.

Der Besuchsdienst des Roten Kreuzes ist ein stilles, aber kraftvolles Zeichen gelebter Menschlichkeit. Ehrenamtliche besuchen regelmäßig ältere, kranke oder einsame Menschen – zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen – um ihnen Gesellschaft zu leisten, zuzuhören und den Alltag mit kleinen Gesten ein Stück heller zu machen. Was auf den ersten Blick wie ein einfaches Angebot wirkt, hat tiefe Wurzeln in der Geschichte des Roten Kreuzes und ist Ausdruck einer immer weiter gefassten Idee von Hilfe und Solidarität.

Warum sich das Rote Kreuz um alte und einsame Menschen kümmert

Mit dem demografischen Wandel, der Zunahme von Einpersonenhaushalten und der Vereinsamung vieler älterer Menschen – besonders in städtischen Gebieten – entstand in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine neue Form von Not: soziale Isolation. Sie verursacht oft genauso viel Leid wie körperliche Erkrankungen – sie führt zu Depression, kognitivem Abbau und einem Verlust an Lebensqualität.

Hier setzt der Besuchsdienst des Roten Kreuzes an: Er will Menschen aus ihrer Isolation holen, ihnen das Gefühl geben, gesehen und gehört zu werden. Das ist keine klassische „medizinische Hilfe“, sondern emotionale und soziale Unterstützung – ein moderner Ausdruck von Dunants ursprünglichem Impuls: Niemand darf im Leid allein gelassen werden.

Magda
nutzt den Besuchsdienst

Alleine würde ich mir den Spaziergang zum Friedhof nichtmehr zutrauen, daher bin ich froh, dass Regina vom Besuchsdienst regelmäßig diesen Weg  mit mir geht.

Der Besuchsdienst leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zur Prävention: Wer regelmäßig Kontakt hat, bleibt geistig aktiver, fühlt sich eingebundener und lebt oft gesünder.

Hier setzen die "Begegnungskaffees" unter dem Motto "gemeinsam statt einsam" an.

Besuchsdienstgruppe in Rossbach sitzt um eine lange Tafel
In Rossbach trifft man sich am 3. Donnerstag im Monat im Betreubaren Wohnen zum geselligen Beisammensein
Ein Mann am Griller
Bürgermeister Josef Zechmeister unterstützt das Engagement von Anfang an, manchmal auch mit seinen Grillkünsten.

Im ganzen Bezirk Braunau gib es 14 dieser Gruppen in denen sich 171 freiwilligen Mitarbeiter:innen engagieren. Sie besuchen 237 Klient:innen und stellen regelmäßige Gruppentreffen auf die Beine. Über das "bleib AKTIV"- Frühstück, das Montagstreff, die fröhliche Donnerstagsrunde oder die beliebten Begegnungskaffees.

Auch in Mining hat sich ein solches am letzten Mittwoch im Monat fix etabliert. Durch das Engagement der Ortsstelle Mining findet das Treffen nun  immer größeren Anklang. Der Anbau der freiwilligen Feuerwehr ist ein idealer Treffpunkt, da dieser barrierefrei erreichbar ist.

Ziel ist es, Menschen einen Rahmen zu schaffen, in denen sie gesellige Gemeinschaft genießen können, gerade, wo es nicht mehr viel Möglichkeiten in kleineren Ortschaften gibt. Dort ist es gut einen tatkräftige Gemeinschaft Vorort zu haben, die sich darum annimmt. Es sind jedesmal Vorbereitungen zu treffen, Kuchen oder Grillmaterial einzukaufen, neue Senioren anzusprechen und einzuladen - und dann während des Treffens auch zu schauen, ob sich alle wohl fühlen oder etwas fehlt.

Bei der "Fröhlichen Donnerstagsrunde" gibt es in Mattighofen jedes Monat ein unterschiedliches Programm

Es ist dann eine große Freude zu erleben, wenn die Gespräche gut in die Gänge kommen und alte Bekanntschaften aufgefrischt werden, Neuigkeiten ausgetauscht werden und in Erinnerungen geschwelgt wird. Dem nächsten Treffen wird dann bei der Verabschiedung schon freudig entgegengeblickt.

Das gemeinsame Tun ist für die freiwilligen Mitarbeiter ein tolles Erlebnis und die geteilte Freude motiviert für die folgenden Treffen. Die Gruppe der Freiwilligen wechselt sich auch mit den Vorbereitungen ab. Dadurch wird es für niemanden zuviel Verantwortung und die gemeinsame Zeit kann wirklich von allen genossen werde.

Und auch das Aufräumen macht gemeinsam mehr Spaß - und geht schneller von der Hand.

Inge Steinerberger
Referentin für GSD

Der Besuchsdienst ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich das Rote Kreuz weiterentwickelt hat – von der Hilfe auf dem Schlachtfeld zur ganzheitlichen Sorge um den Menschen in jeder Lebenslage. Auch wenn Henry Dunant einst mit der Versorgung von Verwundeten begann, lebt sein Grundgedanke im Besuchsdienst fort: Die Not des Einzelnen erkennen – und handeln.

Oder in den Worten des Roten Kreuzes: „Aus Liebe zum Menschen.“

Besuchsdienstgruppen im Bezirk Braunau
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