Endlose Verzweiflung, unsagbare Wut, tiefe Trauer oder ein Gefühl des Nicht-wahr-haben-Wollens – das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes Ried wird mit den unterschiedlichsten Emotionen nach Schicksalsschlägen konfrontiert
Tagtäglich verrichtet das Rote Kreuz Ried in mittlerweile sieben Sparten und 27 Leistungsbereichen wertvolle Arbeit und setzt sich unermüdlich dafür ein, das Leben von Menschen in Not und sozial Schwachen mit der Kraft der Menschlichkeit zu verbessern.
„Viele Leistungsbereiche, wie der Rettungsdienst oder Essen auf Räder haben medial und in der Gesellschaft bereits einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Keineswegs weniger bedeutend, aber oftmals für die Bevölkerung gänzlich unbekannt ist der Bereich Krisenintervention (KI). Darum ist es essentiell wichtig, die Sichtbarkeit dieses Bereiches kontinuierlich zu steigern, hierbei gehen unsere Mitarbeiter:innen in die Situationen bewusst hinein, bei denen man eigentlich den Drang hätte wegzulaufen“, so Bezirksgeschäftsleiter Christian Dobler-Strehle, BA.
25-Jahr-Jubiläum der Krisenintervention des OÖ. Roten Kreuzes
Das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes in Ried, bestehend aus 15 freiwilligen Mitarbeiter:innen, leistet unersetzliche Arbeit im Rahmen einer Tragödie. In diesem Jahr feiert die Krisenintervention des OÖ. Roten Kreuzes ihr 25-jähriges Bestehen. Auch im Bezirk Ried gibt es diesen Leistungsbereich bereits seit dem Jahr 2000, erstmalig waren zwei Teams aus Ried beim Unglück in Kaprun im Einsatz.
An 365 Tagen im Jahr, 24-h täglich sind unsere Mitarbeiter:innen einsatzbereit, allein im Jahr 2024 wurde das Kriseninterventionsteam Ried über 70-mal durch die Rettungsleitstelle Innviertel alarmiert. Die Einsatzindikation umfasst dabei u.a. schwere Unfälle, Überbringung der Todesnachricht, Verlust der Lebensgrundlage, plötzliche Todesfälle z.B. nach erfolgloser Reanimation, Großschaden und Katastrophen als auch Gewaltdelikte oder Suizide.
Krisenintervention im Einsatz
Die zentrale Aufgabe der Krisenintervention ist es, Angehörige oder Beteiligte nach Akutereignissen kurzfristig und einmalig zu unterstützen, damit bestenfalls eine Wiederherstellung ihrer Handlungsfähigkeit ermöglicht wird. Auch eine Aktivierung des sozialen Netzwerkes ist in so einer Situation wichtig. Die Erstintervention startet dabei unmittelbar nach dem einschneidenden Ereignis und dauert bis zu drei Stunden. Die Reaktionen von Betroffenen und Angehörigen sind immer unterschiedlich und reichen von schierer Verzweiflung über Trauer, Angst oder auch Wut.
Das Kriseninterventionsteam leistet im Wesentlichen Psychosoziale Erste-Hilfe, also eine psychosoziale Betreuung aber keine psychologische Therapie. Für Betroffene ist es essentiell, dass die Krisenintervention im Bedarfsfall sofort vor Ort sein kann, um sie in den ersten Stunden bedürfnisorientiert zu begleiten. Das Team der Krisenintervention hört zu, auch wenn Worte fehlen und unterstützt, selbst wenn die Situation für Angehörige oder Betroffene noch so ausweglos scheint. Eine längerfristige Unterstützung wird bei Bedarf anschließend durch die Krisenhilfe gewährleistet.
Das Führungsteam in Ried
Zum Führungsteam in Ried gehören Miriam Hamader und Guntram Zauner. Beide haben sich vor Jahren dazu entschlossen, freiwillig Teil der Krisenintervention zu werden. Die Kolleg:innen teilen dabei die Ansicht, dass es besonders wichtig ist, diese Form der Erstunterstützung, nach oftmals traumatischen und außergewöhnlichen Ereignissen, zu ermöglichen. In ihrer freiwilligen Aufgabe setzen sie sich dabei ganz bewusst tragischen und belastenden Situationen aus, mit welchen man im privaten Leben eigentlich nie in Berührung kommen möchte.
„Persönliche Schicksalsschläge und akute Notsituationen ziehen den Betroffenen häufig sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg. Ja, ich habe mich bewusst dazu entschieden, mich aktiv in der Krisenintervention zu engagieren, denn man spürt wie wichtig diese Unterstützung für Angehörige in Ausnahmesituationen sein kann“, betont Miriam Hamader.
Der Weg zur Mitarbeit
Selbstreflexion, Empathie und Teamfähigkeit sind einige wichtige Eigenschaften, die unsere Mitarbeiter:innen benötigen, um in der Krisenintervention aktiv zu sein. Auch ein stabiles soziales Umfeld im Hintergrund ist notwendig, um mit den emotionalen Belastungen umgehen zu können und psychisch gesund zu bleiben. Wer sich für eine Mitarbeit in der Krisenintervention interessiert, kann sich jederzeit gerne beim Roten Kreuz Ried unter 07752/81844 oder per Mail an ri-office@o.roteskreuz.at melden. Das Mindestalter für die Tätigkeit beträgt 25 Jahre, außerdem finden Auswahlverfahren im Bezirk Ried und nach positiver Objektivierung auch nochmals in Linz statt.