Flexibilität und Spontaneität sind beim Roten Kreuz Urfahr-Umgebung ohnehin Standard, aber diese Pandemie fordert alle Beteiligten noch einmal mehr und das schon mehr als 20 Monate lang. Sie hat Auswirkungen auf alle Sparten, auf den Dienstbetrieb und das Vereinsleben. Das Betreiben sowohl dauerhafter als auch kurzfristiger Test- und Impfstationen zusätzlich zur rettungsdienstlichen Versorgung der Bevölkerung und der Betreuung von Klientinnen und Klienten unter erschwerten Bedingungen ist sehr herausfordernd.
Seit mehr als 20 Monaten ist die Rotkreuz-Arbeit von Corona geprägt – noch immer sind zusätzlich zum Rettungsdienst und den Pflege- und Betreuungsdiensten die PCR-Teststraßen und die Impfstandorte zu betreiben, noch immer gelten noch strengere Sicherheits- und Hygienemaßnahmen und noch immer hat Corona Auswirkungen auf alle Bereiche. Es ändert sich nur die Intensität. Die vierte Welle und der Lockdown verschärfen die Situation wieder einmal.
Rettungs- und Notarztdienst
FFP2- oder FFP3-Maske, Einmalhandschuhe, Schutzbrille und Ganzkörperschutzanzug sind leider zum treuen und schweißtreibenden Begleiter im Rettungsdienst geworden. Die hohe Anzahl an Fahrten und Infektionstransporten fordert die Rettungsdienstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter enorm. Die Verantwortlichen auf den Dienststellen müssen neben ihren Alltagsaufgaben auch noch die zusätzlichen Anforderungen durch die Pandemie bewältigen.
„Dies ist eine sehr fordernde Kombination“, erzählt Bezirksrettungskommandant und Bezirksgeschäftsleiter Peter Haslinger. „Erschwerend dazu kommen noch die kurzfristigen Dienstplanänderungen aufgrund von Krankenständen und Absonderungen. Da können wir uns nur ganz herzlich bei allen Freiwilligen, Beruflichen und Zivildienern für ihren Einsatz, ihre Flexibilität und ihr Durchhaltevermögen bedanken.“
Impfungen und PCR-Testungen
Behördlich angeordnete PCR-Testungen im Drive-In sowie mit dem mobilen Team brechen seit Anfang November von Woche zu Woche neue Rekordwerte. „Zahlen die wir noch nie in der Pandemie hatten werden jetzt erreicht,“ schildert Martina Huemer vom Koordinationsteam. „Bis zu 350 Abnahmen pro Tag werden durchgeführt und dies täglich von Montag bis Sonntag.“
Nicht nur in der Impfstraße in Walding werden an mehreren Tagen in der Woche Hunderte Impfungen durchgeführt, sondern auch bei etlichen Pop-Up-Impfaktionen im ganzen Bezirk. „Das Team, bestehend aus 20 beruflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie zahlreichen Freiwilligen, leistet Gewaltiges“, ist Peter Haslinger begeistert. „Ohne diese Spezialistinnen und Spezialisten wären die Herausforderungen nicht zu bewältigen. Daher möchte ich mich ausdrücklich bei jedem Einzelnen und jeder Einzelnen ganz herzlich bedanken.“
Montag 29.11 gab es eine Impfaktion für Kinder an der Impfstraße in Walding. Die Impftermine waren schon am Samstag ausgebucht. Begrüßt wurden die tapferen, jungen Impflinge von Clown Olga, Bär Christoph und Jugendrotkreuzlerin Agnes. Im Wartebereich nach der Impfung warteten die Drei auch mit Malvorlagen, Bastelbögen und „Gemeinsam-Lesen-Zeitschriften“, um ihnen die Zeit zu vertreiben. Zum Abschluss bekommt jedes Kind eine Tapferkeitsurkunde und die von einer Rotkreuz-Mitarbeiterin verfasste Geschichte „Cordulo Corona - der Superschurke“. Alle Infos und Anmeldemöglichkeiten findet man unter www.ooe-impft.at
Auch im Bezirkssekretariat schlägt sich die Pandemie natürlich nieder, die Personalverwaltung ist um das Vielfache gestiegen, jede Menge Telefonate rund um Corona sind zu führen und die laufenden Änderungen in Bezug auf Eigen- und Fremdausbildung umzusetzen. „Neue Corona-Verordnungen merken wir sofort,“ berichtet Tina Kern vom Bezirkssekretariat. „Fragen in puncto Testangeboten, Impfmöglichkeiten und Erste-Hilfe-Kursen kommen aus der Bevölkerung, Fragen zur Fortbildung, neuen Maßnahmen und vieles mehr von unseren Kolleginnen und Kollegen.“
Pflege- und Betreuungsdienste
Strenge Hygienemaßnahmen, die Zunahme an Klientinnen und Klienten mit Covid, vermehrt verunsicherte und einsame Menschen fordern die Mitarbeitenden in der Mobilen Pflege und Betreuung auch in dieser 4. Welle. „Man muss sich die Situation vorstellen: Eine kleine Wohnung, die Heizung voll aufgedreht und wir kommen in voller Montur mit Schutzanzug, Maske, Handschuhen und Schutzbrille, um die Menschen zu baden und zu versorgen. Das ist wirklich anstrengend,“ erzählt DGKP Peter Ranspöck vom Berufsalltag. Personalknappheit aufgrund von Pflegeurlauben, Quarantäne, Krankenständen oder weil neue zu Betreuende dazu kommen, verschärfen die Arbeitssituation weiter. „Und das zusätzlich zur generellen Personalknappheit. Da heißt es zusammenhelfen. Unsere Leute springen ein, die Angehörigen helfen mit, ebenso die Klientinnen und Klienten selber, sofern es möglich ist und die Hausärztinnen und –ärzte übernehmen so manche Blutzuckermessung, Wundversorgung oder ähnliches, denn das kann man nicht verschieben“, erklärt der Bezirkspflegedienstleiter.
Auch der Besuchsdienst ist wieder stark eingeschränkt, waren noch vor Kurzem die regelmäßigen Besuche möglich, sind jetzt nur noch Telefonate erlaubt. „Wir hoffen, dass wir das Tagesbetreuungszentrum offen halten dürfen,“ wünscht sich Bezirkskoordinator Stefan Zierlinger. „Das Team aus Beruflichen und Freiwilligen tut alles, um diese zu ermöglichen. Die Maßnahmen werden genauestens eingehalten. Unsere Klientinnen und Klienten freuen sich so über die Abwechslung und die Gesellschaft, für die pflegenden Angehörigen ist es eine echte Entlastung.“
Die Rotkreuz-Märkte haben geöffnet, der Bedarf steigt. Gemeinsam sorgen die fleißigen Helferinnen und Helfer dafür, dass immer genügend Waren da sind und einkommensschwache Menschen auch in diesen schwierigen Zeiten günstig einkommen können. „Die Warensammlungstage im Advent können leider wieder nicht stattfinden,“ erzählt Stefan Zierlinger, „deshalb starten wir vor Weihnachten einen Aufruf in den Medien, dass Produkte des täglichen Bedarfs zu den Öffnungszeiten bei unseren beiden Rotkreuz-Märkten abgegeben werden können.“
Essen auf Rädern befindet sich in der stärksten Belastungsprobe in seiner Erfolgsgeschichte.
„Wir bleiben aktiv“ waren die Aussagen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereits im Jahr 2020 und dieses Versprechen halten sie absolut ein. Alle halten sich Hygienemaßnahmen ein, reduzieren den persönlichen Kontakt und sorgen für einen reibungslosen Dienstbetrieb d.h. Reinigung der KFZ, Abholung in den Küchen, Fahrt zu den Klientinnen und Klienten und die Übergabe des Essens vor der Haustüre. Zeit für ein Lächeln und einen freundlichen Gruß ist dabei immer, momentan leider nur durch das Fenster.
Der Pandemie zum Trotz sind unsere 8 Teams für die 400 Klientinnen und Klienten im Einsatz. In Zahlen bedeutet dies eine Summe von unglaublichen 66.000 Portionen von Jänner bis Oktober 2021. Der Dienst bei Essen auf Rädern wird zu 100% von freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt, in 24 Gemeinden im Bezirk UU.
Jugendrotkreuz
„Die Kinder brauchen das Miteinander, wollen zu einer Gemeinschaft dazugehören und sich spielerisch mit Themen beschäftigen. Genau das geschieht normalerweise in unseren JRK-Stunden“, berichtet JRK-Koordinatorin Agnes Kaiser.
Die Gruppenstunden im Sommer konnten noch unbeschwert stattfinden. Da wurde miteinander gebastelt, gelacht, Erste Hilfe gelernt, Gruppenregeln festgelegt, Themen erarbeitet und vieles mehr. Eine neue Bezirksjugendgruppe hat sich im Rahmen des Projekts „Big Picture – die Zukunftsretter“ für 14-18jährige gebildet. Dieses Jugendprojekt startete mit einem Kennenlern-Wochenende und einem Workshop zum Thema „Menschenrechte“. „Diese Zeit war großartig, die Gruppendynamik fantastisch“, ist die Koordinatorin begeistert, „und dann kam die 4. Welle. In solchen Zeiten können diese Treffen natürlich nicht stattfinden bzw. nur in abgeschwächter Form, etwa online oder die JRK-Kids bekommen Aufträge für Zuhause.“
Auch die ROKO-Besuche in den Kindergärten müssen pausieren.
Einzig die Leseförderung in den Schulen mit den ALPHA-Lesecoaches kann unter strengen Sicherheitsmaßnahmen auf Wunsch der Bildungseinrichtungen weiterhin durchgeführt werden. Für jene Volksschulkinder, die besonderen Bedarf an Unterstützung haben, geben Lesecoaches vom Roten Kreuz außerhalb der Unterrichtszeit Lese-Stunden.
Und das ist gerade in der Corona-Zeit wichtiger denn je, denn die Bildungsschere geht immer weiter auseinander.
Material und Logistik
Julia Haas ist an der Bezirksstelle zuständig für Material und Logistik. Auch für sie stieg der Aufwand enorm mit dem Ausbruch der Pandemie. „Am Anfang war es natürlich eine Umstellung und wir mussten zuerst einmal die Ressourcen schaffen, aber inzwischen gehört die wöchentliche Materialbestellung bei uns im Bezirk, dank der Unterstützung unseres freiwilligen Mitarbeiters, Sepp Noska, zu einem Standardprozedere,“ erklärt Julia Haas. „Natürlich merkt man auch bei dieser Welle wieder den vermehrten Verbrauch des Hygiene- und Schutzmaterials, aber die Nachlieferung funktioniert sehr gut.“ Seit Beginn wird der Materialbestand jede Woche an den Ortsstellen überprüft, eingetragen, von Julia Haas ergänzt, bestellt und vom Katastrophenhilfsdienst-Lager in Linz wieder aufgefüllt. Zudem wird wöchentlich das Material, wie Proberöhrchen, Nadelabwurfbehälter, Aufziehnadeln, Wundpflaster etc. für die Impf- und PCR-Teststraßen bestellt. „Jeden Dienstag holt Sepp Noska das gesamte ab und liefert es aus. Das funktioniert großartig,“ ist Julia Haas begeistert.
Zusammenhalt, Engagement und Lösungsorientiertheit
„Auch nach 20 Monaten müssen wir noch immer extrem flexibel und schnell handeln, die Herausforderungen werden nicht weniger. Umso großartiger ist der Zusammenhalt, das Engagement und die Lösungsorientiertheit unserer Rotkreuz-Mitarbeiterinnen und –mitarbeiter,“ ist der Bezirksgeschäftsleiter stolz auf seine Leute. „Wir alle hoffen, dass wir diese Corona-Pandemie bald in den Griff bekommen und ein normaler Rotkreuz-Betrieb wieder möglich wird.“