Mit der landesweiten Einführung des Telenotarzt-Systems geht das Rote Kreuz Salzburg einen wichtigen Schritt in Richtung moderner, effizienter und patientenorientierter Notfallversorgung. Unterstützt wird das Projekt vom Roten Kreuz Niederösterreich, das bereits umfassende Erfahrung mit dem System gesammelt hat.
Seit Anfang 2025 ist das Telenotarzt-System beim Roten Kreuz Salzburg flächendeckend im Betrieb verfügbar. Die derzeit 160 Notfallsanitäter:innen mit den Zusatzqualifikationen „Arzneimittellehre“ (NKA) und „Venenzugang und Infusion“ (NKV) können bei Bedarf jederzeit ärztliche Unterstützung per Videoverbindung anfordern. Die rund um die Uhr verfügbaren Telenotärzt:innen unterstützen insbesondere in Situationen, in denen physische Notärzt:innen nicht sofort verfügbar sind oder es sich um nicht-kritische Notfallpatient:innen handelt.
Zusätzliche Versorgungsoption
Am bestehenden Ablauf der Alarmierung von Notärzt:innen ändert sich durch den Einsatz nichts. Telenotärzt:innen stellen eine zusätzliche Versorgungsoption dar, um die präklinische Betreuung zu verbessern. Der Einsatz erfolgt im Einvernehmen mit den Patient:innen oder deren Angehörigen.
Qualität durch Schulung und Struktur
Vor der Nutzung müssen alle teilnehmenden Notfallsanitäter:innen ein speziell entwickeltes e-Learning-Modul absolvieren. Erst nach erfolgreichem Abschluss und Freischaltung ist der Zugang zum System möglich. Die Nutzung im Echtbetrieb ist streng geregelt – sowohl medizinisch als auch datenschutzrechtlich.
Technik, die Leben rettet: Wie das System funktioniert
Zentrales technisches Element ist das System „Corpuls.Mission“, ein zertifiziertes Medizinprodukt, das keine sensiblen Daten speichert. Alle Rettungswagen des Roten Kreuzes im Bundesland Salzburg wurden mit Corpuls-3-Monitoren aufgerüstet – diese ermöglichen die direkte Übermittlung von Vitalparametern oder auch eines EKG´s an die Telenotärzt:innen.
Zusätzlich stehen den Notfallsanitäter:innen Audio- und Videotelefonie, Textnachrichten, Foto- und Videoübertragung sowie eine Live-Ansicht der Patientenvitalwerte zur Abstimmung mit den Ärzt:innen zur Verfügung. So können sich diese ein umfassendes Bild vom Zustand der Patient:innen machen und konkrete medizinische Empfehlungen geben – schnell, sicher und ortsunabhängig. Ebenso unterstützen die Telenotärzt:innen eine allfällige Schmerztherapie für die Patient:innen.
„Schnelle Hilfe, genau dort, wo sie gebraucht wird“
Für Landesrettungskommandant Stefan Herbst ist das System ein Meilenstein im Salzburger Rettungsdienst: „Mit dem Telenotarzt-System schaffen wir eine zusätzliche, hochmoderne Versorgungsstruktur im Rettungsdienst. Unsere Notfallsanitäter:innen werden durch direkte ärztliche Beratung unterstützt – und das 24 Stunden am Tag. Das hilft nicht nur bei medizinischen Entscheidungen vor Ort, sondern überbrückt das Zeitintervall, bis der Notarzt vor Ort ist. In der Praxis bedeutet das: Schnellere Hilfe für unsere Patient:innen, wo immer sie sich im Bundesland befinden.“
„Ein echtes Plus an Sicherheit im Einsatz“
Die Notfallsanitäter:innen schätzen das neue System und sehen positive Auswirkungen für ihre Einsätze. So berichtet Notfallsanitäter Manfred Goritschnig von seinen Erfahrungen: „Gerade bei komplexen Einsätzen ist es enorm hilfreich, eine erfahrene Telenotärztin oder einen Telenotarzt mit an Bord zu haben – wenn auch nur virtuell. Es gibt Situationen, in denen ein kurzer fachlicher Austausch den Unterschied macht. Das System ist unkompliziert, sicher und bringt uns spürbare Unterstützung direkt in den Rettungswagen.“
Einsatzcodes für Telenotarzt
Seit dem Start des Telenotarzt-Systems in Salzburg wurden bereits rund 100 Einsätze durchgeführt. Etwa drei Viertel der Einsätze hatten internistische Ursachen – am häufigsten wurde ein Herzinfarkt vermutet oder eine Bluthochdruckkrise festgestellt. In beiden Fällen wird der Telenotarzt hinzugezogen. Darüber hinaus kamen die Telenotärzt:innen auch bei neurologischen und chirurgischen Notfällen unterstützend zum Einsatz. Zusätzlich können sie rasch bei einer notwendigen Schmerztherapie eingreifen und die Notfallsanitäter:innen gezielt anleiten.
Niederösterreich als Projektpartner
Das Rote Kreuz Niederösterreich hat das Telenotarztsystem bereits 2020 als Pilotprojekt gestartet und seitdem stetig weiterentwickelt. Heute wird das Projekt in einem 24/7-Betrieb, inklusive Nachtbetrieb seit Jänner 2024, betrieben. Die erfolgreiche Umsetzung in Niederösterreich diente als Basis für Salzburg. Die Projekteinführung in Salzburg wurde von Niederösterreich aus begleitet – sowohl ärztlich als auch technisch.
Fotos (c) Rotes Kreuz Salzburg und RK NÖ_M. Hechenberger
Foto 1: Notfallsanitäter Manfred beim Telenotarzteinsatz_01(c) Rotes Kreuz Salzburg-web
Foto 2: Notfallsanitäter Manfred beim Telenotarzteinsatz_02 (c) Rotes Kreuz Salzburg-web
Foto 3: Telenotarzt bei Konsultierung_ (c) RK NÖ_M. Hechenberger-web
Salzburg, 11. September 2025