Mehr als 40 Jahre. So lange waren Walter Pölzleitner und Wolfgang Beran beim Roten Kreuz Salzburg. Als Rotkreuz-Flugretter halfen sie bei Katastrophen wie in Kaprun oder dem Zugunglück in Ainring und erlebten, wie sich ihr Berufsbild über die Jahrzehnte veränderte. Die Lust an ihrer Arbeit haben sie dabei nie verloren.
„Die Flugrettung heute ist eine andere als zu unseren Anfängen.“ Darin sind sich die beiden einig. So sei zum Beispiel die Zahl der Einsätze von rund 850 auf über 3000 pro Jahr gestiegen.
„Der Betrieb ist viel größer, die Aufgaben sind vielfältiger und die Standards professioneller“, erzählt Pölzleitner. War ein Rettungssanitäter früher nur für die medizinische Versorgung zuständig, muss er sich nun auch mit der Technik auskennen - Navigation, Cockpitarbeit, Bedienung der Funkgeräte, Bergetechnik nach Standards und vieles mehr.
„Die Umstellung war persönlich und beruflich eine große Herausforderung. Zunächst hatte ich sie unterschätzt“, erzählt Beran.
Auch die Medizintechnik änderte sich rasant
„Damals sind wir mit schwerem EKG-Gerät in den Einsatz geflogen. Das Gerät ist heute viel kleiner und handlicher. Aber auch komplexer“, sagt er. Um bei all dem mithalten zu können, braucht es laufend Fort- und Weiterbildungen. Pölzleitner und Beran hielten mit. Denn was bei allen Veränderungen immer gleichblieb, war die Begeisterung für ihren Beruf.
„Ein schöner Beruf!“
Das Rote Kreuz stellte Pölzleitner mit 20 Jahren an. Seither hat er nie etwas anderes gemacht. „Das war 1982. Es war wie eine kleine Familie. Ich wusste sofort: Da bleibe ich!“, sagt er.
Beran stimmt zu: „Ich habe zuerst eine Ausbildung zum Bildhauer gemacht. Es war nicht das Richtige. Durch meinen Vater – einen Bergretter – kam ich zum Roten Kreuz. Ich sagte mir gleich: Da gehöre ich her!“
Die Gründe? Der Zusammenhalt im Team, die Wertschätzung, die Erfolgserlebnisse, die Leistungsbereitschaft, die Spannung und Abwechslung.
„All das machte jeden Tag lohnend und den Beruf zur Berufung“, so Pölzleitner.
Und dies, obwohl die Arbeit als Flugretter sehr fordernd ist.
Rückhalt in der Familie wichtig
Druck, Verantwortung, Arbeitspensum im Sommer, Hitze im Cockpit, psychische Belastung nach schwierigen Einsätzen. Um diesen Belastungen standzuhalten, sei vor allem das private Umfeld wichtig.
„Die Familie, die den Rücken stärkt und Verständnis zeigt. Auch dafür, dass das Dienstende nicht immer planbar ist“, sagt Pölzleitner. Viele Einsätze, die prägen. Schlimme Geschichten und auch schöne. In den Jahrzehnten war alles drin „Wir haben einmal einen Mann in Golling gerettet. Auf dem Flug hatte er mehrmals einen Herzstillstand. Wir haben immer wiederbelebt. Er hat ohne bleibende Schäden überlebt. Danach hat er zum Jahrestag immer eine SMS geschickt, in der er sich bedankt hat. Irgendwann ist daraus eine Freundschaft entstanden“, sagt Pölzleitner.
Zeit, an die neue Generation zu übergeben
Die Pläne für die Pension: bodenständig. Mehr Zeit für die Enkel, Renovierungen am Haus, Urlaube. Was Pölzleitner und Beran abgehen wird, ist der Zusammenhalt im Team. „Trotzdem ist es auch ein gutes Gefühl“, sagt Pölzleitner. „Es ist schön zu sehen, wie motiviert die Jungen an die Sache herangehen. Ich will ihnen sagen, dass sie einen tollen Beruf haben, in dem es manchmal auch Glück braucht. Das wünsche ich ihnen“, ergänzt Beran.
Flugrettung Salzburg: Hervorragende Kooperation
Das Rote Kreuz betreibt in Zusammenarbeit mit Heli Austria, Schider Helicopter, Wolf Helicopter und dem ÖAMTC insgesamt vier Hubschrauber-Stützpunkte in Salzburg: am Flughafen Salzburg, in St. Johann, in Zell am See und in Hinterglemm. Im Sommer sind vier Hubschrauber im Regeleinsatz, im Winter fünf. Koordiniert werden die Einsätze über die Landesleitstellen des Roten Kreuzes in Salzburg und Zell am See.
Bei jedem Notarzthubschraubereinsatz sind neben dem Piloten ein Notarzt und ein Notfallsanitäter bzw. HCM (Hems Crew Member; Bergspezialist und Flughelfer) an Bord. An den vier Stützpunkten sind derzeit 22 Notfallsanitäter des Roten Kreuzes und 75 Notärzte an 365 Tagen im Dienst.
Foto Credit: Rotes Kreuz Salzburg
Foto 1: Wolfgang Beran und Walter Pölzleitner
Foto 2: v.l.: ÖAMTC-Pilot Tom Brändle, Rotkreuz-Flugretter Wolfgang Beran und Walter Pölzleitner, Notarzt Dr. Bernhard Ziegler (c) Rotes Kreuz Salzburg
Salzburg, 26. August 2022