
Herbert Brandl: Trauer um den "Jungen Wilden"
1959-2025
Einer der Großen der heimischen Kunstszene ist von uns gegangen: Herbert Brandl lebte für die und mit der Kunst. 2024 arbeitete er mit dem Wiener Roten Kreuz zusammen und gestaltete eine Edition für den guten Zweck.
Seit Jahrzehnten war Herbert Brandl ein wesentlicher Faktor der heimischen Kunstszene. Nach seinem Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien zählte er sich selbst zu den „Jungen Wilden“, die mit Neon-Farben großformatige und vorrangig abstrakte Werke schufen. Seit der Jahrtausendwende widmete sich Brandl der Bergwelt, die er mal abstrakter, mal konkreter abbildete. 2004 hatte er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf inne. Highlights seiner internationalen Ausstellungstätigkeit waren beispielsweise seine Teilnahme an der documenta IX 1992 oder die Biennale di Venezia 2007.
Für das Wiener Rote Kreuz schuf er 2024 eine vielseitige Edition von 75 Blatt Unikatdruckgrafiken. In der Druckwerkstatt Zein Editions legte der Künstler selbst Hand an, entwarf die Schichten auf den Druckplatten, walzte Farben, wählte Blätter zur Weiterbearbeitung aus. Einige Blätter sind den Naturfarben sehr nahe, andere wiederum leuchten in kräftigen Neon-Farben, ganz in der Tradition der „Jungen Wilden“.
Der Berg faszinierte Brandl und war für ihn ein Motiv der Beruhigung und Kontemplation. Gerne betrachtete er Film-Stills, aus Dokumentationen oder Filmen, und verwendete diese Inspiration für seine Bilder von Bergen. Und man spürte bei jedem Handgriff in der Druckwerkstatt die Authentizität und die Ernsthaftigkeit seiner Kunst. Wenn er über seine Kunst sprach, war in seinen Worten ein Leuchten, das sich aus seinen Werken nährte.
Er selbst sagte über seine Motivation, eine Edition für das Wiener Rote Kreuz zu gestalten:
„Am besten ist es doch, wenn man etwas macht, das für jemanden anderen einen Sinn hat, mit dem man außerhalb von einem selbst etwas anfangen kann. Ich hoffe wenigstens, dass man damit etwas anfangen kann.“
Wir sind sehr dankbar und glücklich, mit Herbert Brandl zusammen gearbeitet zu haben und erschüttert, ihn so früh verloren zu haben. Unser tief empfundenes Beileid gilt seinen Angehörigen und Wegbegleiter*innen
