Alleine zu sein kann belasten. Wenn der Partner oder die Partnerin stirbt oder Kinder wegziehen, wird es oft still. Diese Einsamkeit ist mehr als ein trauriges Gefühl – sie kann krankmachen. Studien zeigen: Wer einsam ist, schläft schlechter, fühlt sich gestresst, wird öfter krank und kann sogar schneller altern. Einsamkeit kann viele Auslöser haben. Etwa eine Trennung, Arbeitslosigkeit, beruflicher Ruhestand oder der Verlust von Familienmitgliedern. Die Folge: Soziale Kontakte verringern sich, die Menschen fühlen sich zunehmend isolierter und es passiert ein chronischer Rückzug aus dem sozialen Leben. „Einsamkeit ist eine Volkskrankheit, die quer durch die Bevölkerung geht und uns alle betrifft“, sagt OÖ. Rotkreuz-Präsident Dipl.-Päd. Gottfried Hirz. Viele haben oft das Gefühl, selbst schuld an ihrer Situation zu sein. Oft, weil sie keine sozialen Kontakte mehr haben und glauben, sich zu wenig darum zu bemühen. „Wir als Rotes Kreuz steuern dagegen – niemand soll ungewollt alleine bleiben und vergessen werden. Wir holen Einsamkeit aus der Tabuzone und machen aus Fremden Freunde“, erklärt Hirz.
Das OÖ. Rote Kreuz schenkt Nähe, Zeit und Aufmerksamkeit
- Essen auf Räder: 2024 wurden über 992.000 Portionen ausgeliefert – das sind um 20.000 (2%) mehr als im Jahr davor. Die freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind manchmal auch der einzige Kontakt, den Menschen am Tag haben.
- Rufhilfe: Auch Technik kann Menschen verbinden. 17.305 Personen nahmen im Jahr 2024 die Rufhilfe des OÖ. Roten Kreuzes in Anspruch, davor waren es 16.494. Seit der Einführung - vor fast 40 Jahren - steigt die Zahl der Rufhilfe-Teilnehmer kontinuierlich an. Mit einem Knopfdruck auf das Rufhilfe-Armband können alleinlebende Menschen Hilfe holen. Zum Beispiel nach einem Sturz in der Wohnung, einem Unfall oder einer akuten Erkrankung.
- Mobile Pflege: Hilfe kommt nach Hause Immer mehr Menschen brauchen Hilfe und wollen zu Hause gepflegt werden. Statistiken belegen, dass in Oberösterreich bereits 2030 rund 10.000 Mitarbeiter im Pflegebereich fehlen. Das fordert auch die Mobile Pflege im OÖ. Rote Kreuz heraus, wo rund 8.500 Personen in Oberösterreich betreut werden. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in allen Bereichen gesucht. Um Angehörige zu entlasten und Menschen Geselligkeit zu ermöglichen, betreibt das OÖ. Rote Kreuz landesweit 6 Tagesbetreuungszentren mit insgesamt 417 Klientinnen und Klienten. Mit dem Betreuten Reisen tankten 543 Teilnehmende in Geselligkeit neue Kraft. Auch die 23 Rotkreuz-Märkte sind Orte der Begegnung - mit gemütlichen Kaffee-Ecken.
- Jugendrotkreuz: Gegen die Einsamkeit am Bildschirm – fit fürs echte Leben Mehr als die Hälfte der jungen Menschen kennt das Gefühl, einsam zu sein. Ein Grund: Mehr als 3,5 Stunden verbringen Jugendliche laut Mental-Health-Days-Studie am Bildschirm. Social Media klingt nach Verbindung, isoliert aber oft. „Mit den Angeboten des OÖ. Jugendrotkreuz holen wir junge Menschen ins echte Leben und bestärken sie in ihrer Entwicklung“, bekräftigt der OÖ. Rotkreuz-Präsident. Seit über 75 Jahren begleitet das Jugendrotkreuz Kinder und Jugendliche in der Schule und in der Freizeit. Rund 2.400 junge Menschen bis 17 Jahren engagieren sich in den landesweit 120 Rotkreuz-Jugendgruppen. Seite an Seite mit mehr als 1.000 engagierten Pädagogen, absolvierten Schülerinnen und Schüler 11.531 Erste-Hilfe-Kurse, 18.131 Schwimmabzeichen und 18.166 Radfahrprüfungen. Im abgelaufenen Schuljahr fanden 37 Intensiv-Workshops für mehr als 700 Schülerinnen und Schüler in den Oberstufen statt. Sie sensibilisieren für psychische Probleme.
- Besuchsdienst: Mehr als 1.100 Freiwillige nehmen sich Zeit für Gespräche, gemeinsame Aktivitäten oder einfach zum Zuhören. Pro Jahr leisten sie rund 68.000 freiwillige Stunden. 2024 besuchten sie 1.667 Menschen. Das sind um 304 Personen mehr als 2023. Insgesamt waren es 22.569 Besuche. Den Besuchsdienst gibt es flächendeckend in allen Bezirken.
Wer Zeit schenkt, bekommt Dankbarkeit zurück
Wie das OÖ. Rote Kreuz Menschen verbindet, erzählt Kerstin Kohlberger, Freiwillige Besuchsdienst-Mitarbeiterin aus Fischlham. „Einmal die Woche besuche ich meine Klientin Elisabeth. Wir sprechen über Gott und die Welt, trinken gemeinsam Kaffee und lassen die gemeinsame Zeit ausklingen. Ich wollte was Sinnvolles für die Gesellschaft machen und habe mich dazu entschlossen“, sagt sie. Wie Kerstin zum Besuchsdient kam, ist schnell erklärt. „Ich besuchte oft meine Angehörigen im Altenheim. Dort bemerkte ich, dass es viele Leute gibt, die keinen Besuch bekamen. Sie waren einsam und alleine. Ich sprach mit ihnen und spürte ihre Dankbarkeit.“
Gemeinsam gegen Einsamkeit: Wer anderen hilft, fühlt sich weniger einsam
Zunehmender Zeitdruck und ständig neue Herausforderungen beeinflussen das Leben. Für viele Menschen wird es immer schwieriger, zeitlich verfügbar zu sein. Gleichzeitig aber entdecken immer mehr Menschen im Ruhestand, wie erfüllend und erlebnisreich ein freiwilliges Engagement ist. „Sie wollen sich neu orientieren und suchen eine Tätigkeit, die Sinn stiftet. Freiwillige erleben Gemeinschaft, finden Freude und leisten gleichzeitig einen wertvollen Beitrag für das Gemeinwohl“, sagt OÖ. Rotkreuz-Landesgeschäftsleiter Mag. Erich Haneschläger. Rund 28 Prozent der freiwilligen Mitarbeiter im OÖ. Roten Kreuz sind bereits älter als 60 Jahre. Sie kommen aus allen Regionen und Teilen der Gesellschaft. Die Menschen engagieren sich überwiegend in den Freiwilligen Sozialen Diensten oder als Lese- bzw. Lerncoach, um jungen Menschen die Türen ins Leben zu öffnen.
Freiwilliges Engagement verleiht Sinn und macht gesund
Wer sich freiwillig engagiert, lebt gesünder, fühlt sich glücklicher und ist insgesamt zufriedener. Forschende aus den USA fanden sogar heraus, dass Freiwilligkeit eine lebensverlängernde Wirkung hat . Gleichzeitig steigt der gesellschaftliche Zusammenhalt. „Wer sich mit Herz für andere engagiert, hält sich jung und wird Teil einer großen Gemeinschaft“, meint der OÖ. Rotkreuz-Landesgeschäftsleiter. Das Rote Kreuz spannt mit 18 Bezirks- und 88 Ortsstellen ein starkes Hilfe-Netzwerk über Oberösterreich.
Die Zahlen im Überblick:
- 903 Fahrzeuge
- 17.305 Rufhilfeteilnehmer
- 24.748 freiwillige Mitarbeiter
- 27.960 Einsätze der Notarztdienste (ohne Notarzthubschrauber)
- 38.641 Erste-Hilfe-Kursteilnehmer
- 56.514 abgenommene Blutkonserven
- 184.141 unterstützende Mitglieder
- 588.160 Einsätze im Rettungs- und Krankentransport
- 3.100.000 freiwillig geleistete Stunden
- 24.000.000 gefahrene Kilometer
- 19.498 abgelegte Schwimm- und Rettungsschwimmprüfungen